schmerz

Schmerz, der bleibt ... ohne Aussicht auf Linderung ... er ist immer gegenwärtig, bohrt sich ein, zerreißt innerlich den Körper. Schmerz, er ist nicht messbar ... nicht sichtbar ... und für die Außenwelt deshalb auch nicht realisierbar. Nur wer den eigenen körperlichen oder seelischen Schmerz kennt, kann vielleicht nachspüren, wie sich Schmerz anfühlt. Ansonsten bleibt dem Betrachter von außen nur die Möglichkeit, den Schmerztragenden in seiner Empfindlichkeit zu beobachten, wie er in seinen eigens dafür geschaffenen, bewährten und oft irrsinnigen Ritualen den Schmerz überlisten und besänftigen will.

Seit vielen Jahren wird die bildende Künstlerin Christine Schätzlein in ihrer unmittelbaren Umgebung durch einen nahen Angehörigen mit diesem Schmerzraum konfrontiert. Sie kann nur eine vage Vorstellung von der Brutalität des Schmerzes haben, aber sie versucht zu verstehen.

In diesem Arbeitszyklus nähert sie sich in Installationen, Objekten, Bildern und Texten den unterschiedlichen Empfindungen und Aussagen des Leidtragenden aus verschiedenen Perspektiven. Hierbei werden Assoziationen zu Passion, Krieg, Krankheit und sozialer Isolation frei. Überall dort wo emotionaler und körperlicher Schmerz existent ist.

Fotos copyright Tino Müller, Würzburg. Aufgenommen 2014 während der Ausstellung schmerzRAUM im Museum Johanniskapelle 'Kunst und Geist der Gotik' in Gerolzhofen.

Pain that remains ... without prospects of relief … it is always present, it bores, it internally rips the body.. Pain, it is not measureable, not visible… and therefore not recognizable for the outside world. Only someone, who knows what it is like to feel physical and emotional pain, can imagine how pain as a whole really feels like. Otherwise the observer can only watch the sufferer and his sensitivity from the outside, and the way how he wants to trick and calm the pain with individual and mad, but proven rituals.

Since many years the artist has been confronted with this room for pain in her immediate surroundings by a close relative. She can only vaguely imagine the brutality of the pain, but she is always trying to understand. In this work cycle she approaches different perceptions and statements of the sufferer out of different perspectives by working with installations, objects, images and texts. In doing so, many associations with passion, war, disease and social isolation are set free. Any place or space where emotional and physical pain is existing.

Photographies by Tino Müller, Würzburg. Taken in 2014 during the exhibition SchmerzRAUM in the museum Johanniskapelle Kunst und Geist der Gotik in Gerolzhofen.

Foto © Tino Müller (Ausschnitt)
Foto © Tino Müller (Ausschnitt)

schmerz ... von außen betrachtet ... fragmente einer annäherung / pain ... viewed from the outside ... fragments of an approach

... sag mir, wenn ich mich irre ... wenn meine äußere Wahrnehmung mich trügt ... ich kann ja nicht hineinschauen.... und du musst es ja schließlich wissen ...

schmerz, der mich zerreisst ...

... manchmal sagst du, “der Schmerz zerreißt mich noch” ... du bist der ‘Schmerzensmann’ ... und viele mit dir ... geschunden, gedrittelt, gevierteilt ... der Schmerz geht durch wie ein Kugelhagel ... so stelle ich mir das vor ... er fesselt die Seele und lässt sie nicht frei ... wie eine Marionette ... 3-teilige Hängesinstallation (2011), 300x250x20 cm, Textil plastiziert, Filz, Acryl-Mischtechnik, Nylon, Messing

ausgeliefert

... fühlst du dich dem Schmerz ausgeliefert? Manchmal Ja, manchmal Nein? Manchmal macht sich die Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit breit und dann wieder willst du dich doch dem Schmerz nicht ausliefern ... gut so ... dennoch, du darfst deine Schwäche zeigen, wenn der Schmerz dich wieder mal attackiert ... das macht dich nur stark ...

isolation

... wir sitzen gerade am Tisch und schweigen ... du willst keine Informationen, keine Ratschläge ... das ist ok ... aber es ist von außen schwer nachzuvollziehen ... dennoch, ich kann verstehen ... du weißt selbst, dass du vieles schon versucht hast und nichts unversucht lässt ... dennoch fühle ich mich der Sache gegenüber manchmal hilflos und ziehe mich zurück ... je Filztuch (2011), 200x84 cm, aus gefärbten Wollfasern, auf Holz gezogen, Rahmen aus Winkelstahl

offene verbindung

... locker und offen ... alles offen lassen ... manchmal ist Ablenkung gut ... den Fokus auf etwas Anderes richten ... gerade, wenn der Schmerz wieder kommen will ... wir sind stets in Verbindung und wir brauchen uns, mal mehr, mal weniger ... locker und offen ... 2-teiliges Objekt (2011), 180x100x40 cm, Textil plastiziert, Acryl-Mischtechnik, s/w-Kopien, Stahl

aus der haut

... heute bist du nicht gut drauf ... bist wütend ... alles wird dir zu viel, du bist kraftlos, dünnhäutig und fragil ... du sagst, du könntest aus der Haut fahren ... so, als ob man diese schmerzende Hülle einfach abstreifen könnte ... wie ein Schmetterling ... Hängesinstallation (2011), 320x75 cm, Textil plastiziert, Acryl,-Mischtechnik, Filz, Nylon, Stahl

gespalten

... es sieht so aus, als ob du hin und her schwankst, zwischen Normalität und Wahnsinn ... deinen erfrischenden, warmherzigen Humor hast du noch ... das ist gut so ... manchmal schaffst du es, den Schmerz fernzuhalten ... manchmal ist die Wunde aber auch wieder aufgebrochen ... wenn ich dich nur schützen könnte ... Hängeinstallation (2011), 180x50x40 cm, Texil plastiziert, Filz, Transparentpapier, Acryl-Mischtechnik, Stahl

arma

... damals, es war ein Unfall ... seitdem nur noch Schmerz ... stechend und bohrend hat er sich ins Epizentrum eingebrannt ... die vielen Medikamente ... festgenagelt ... kannst nicht fliehen ... Verzweiflung ... wie viele andere auch, die Schmerz erleiden müssen ... Verwundungen durch Gewalt, Missbrauch, Krankheit, Zerstörung und Krieg ... und wir, die wir außen vor sind ... können es oft nicht fassen, nicht begreifen ... müssen tiefer schauen ... 3-teiliges Bodenobjekt (2014), 200x120x16 cm, z.T. beleuchteter Stahlkasten und Kunststoffschmelze, mit medizin. Utensilien, Röntgenbilder, Folienkopie, Fixateur, Hammer, Nägel, Stacheldraht